„Wir haben es geschehen lassen, dass durch Atombomben ganze
Städte mit ihren Bewohnern zu nichts wurden, dass durch
Brandbomben Menschen zu lodernden Fackeln wurden. Dieses
furchtbare gemeinsame Erlebnis muss uns aufrütteln, dass wir
durch einen neuen Geist eine höhere Vernünftigkeit
erreichen, die uns von dem unseligen Gebrauch der uns zu
Gebote stehenden Macht abhält.“
1954: Der Arzt und Ethiker Albert Schweizer nimmt den
Friedensnobelpreis entgegen. Er nützt die Gelegenheit zu
einem leidenschaftlichen Appell.
Doch seine Worte verhallten während des Kalten Kriegs
angesichts der übermächtigen Interessen der Atomindustrie
und der Politik.
Internationale Kampagne gegen Atomwaffen
2017: Die „Internationale Kampagne zur Abschaffung von
Nuklearwaffen“, kurz ICAN, erhält den Friedensnobelpreis.
Sie ist maßgeblich beteiligt an der Ausarbeitung eines
Anti-Atom-Waffen-Vertrags, den 122 Staaten im Sommer
desselben Jahres der UNO vorgelegt haben:
In dem Vertrag wird gefordert, Nuklearwaffen völkerrechtlich
für unmoralisch und illegal zu erklären.
„Wir leben in einer Zeit enormer globaler Spannungen. Wenn
es einen Zeitpunkt gibt, an dem Staaten Nuklear-Waffen
verbieten müssen, dann ist er jetzt gekommen. Der Vertrag,
den wir bei der UNO eingereicht haben, ächtet
unmissverständlich die schlimmsten Massenvernichtungswaffen,
die es je gab. Und er zeigt einen klaren Weg, sie
vollständig zu eliminieren“, betont ICAN-Direktorin Beatrice
Fihn anlässlich der Vergabe des Nobelpreises.
Die internationale Kampagne, die sie koordiniert, wurde vor
zehn Jahren in Australien von Ärzten gegründet.
Menschenrechtler, Friedensaktivisten und Repräsentanten der
Weltreligionen schlossen sich an.
Heute gehören zu ICAN fast 500
Nichtregierungsorganisationen, die für Millionen von
Menschen rund um den Globus stehen.
„Ein Moment der Panik, eine missverstandene Bemerkung oder
ein verletztes Ego können heute rasch zur Zerstörung ganzer
Städte führen, zu einem Massenmord an Zivilisten. Aber die
meisten Menschen verdrängen diese existenzielle Bedrohung.
ICAN fühlt die Pflicht, das auszusprechen und eine Stimme
der Zivilbevölkerung zu sein. Denn Atomwaffen sind
‚Werkzeuge des Völkermords‘.“
ICAN arbeitet eng mit den „Hibákusha“ zusammen, den Opfern
der US-amerikanischen Atombombenabwürfe vom August 1945 über
Japan: Wada Masako war ein kleines Kind als die Bomben ohne
Vorwarnung zuerst die Großstadt Hiroshima und dann ihre
Heimatstadt Nagasaki trafen.
„Diese Waffen sind das Böse schlechthin“
Die Explosionen forderten mehrere Hunderttausend Opfer unter
der Zivilbevölkerung: Frauen und Kindern, Senioren, Kranke
und Kriegsgefangene. Wada und ihre Mutter überlebten, weil
ein Hügel zwischen ihrem Haus und dem Zentrum des Atompilzes
stand.
„Meine Mutter kochte das Mittagessen und ich spielte am
Boden, als wir um elf Uhr vormittags plötzlich den Lärm
einer Detonation hörten. Die Druckwelle brach Fenster und
Türen in Stücke. Ein Sturm aus Asche bedeckte den Fußboden
unseres Hauses mit einer 30 Zentimeter dicken Staubschicht.
Wir sahen, dass die Landschaft um uns herum plötzlich braun
und in orange-gelben Nebel gehüllt war. Dann erkannten wir
einen Strom von Menschen, die sich mühsam über den Hügel
schleppten, um dem Feuer auf der anderen Seite zu entkommen.
Ihre Körper waren schwarz, verbrannt und blutverklebt, ihre
Haare standen wie Hörner in die Höhe.“
Wadas Familie und ihre Nachbarn konnten nichts tun, als die
Heerscharen von Opfern beim qualvollen Sterben zu begleiten
und die Toten zu verbrennen. Die Hibákusha machten es sich
seither zur Lebensaufgabe, die Öffentlichkeit vor
Nuklearwaffen zu warnen. Der Friedensnobelpreis 2017
würdigte nicht zuletzt auch ihr Engagement.
Stellvertretend für alle Hibákusha nahm ihn die Japanerin
Setsuko Turlow in Oslo entgegen. Sie war 13 Jahre alt, als
die Atombombe ihre Schule in Hiroshima traf. 351
Mitschülerinnen starben, so Setsuko. Sie selbst wurde von
herabstürzenden Mauerteilen vor der Feuersbrunst im Zentrum
der Explosion geschützt.
„Ich sah eine unvorstellbare Verwüstung und grauenvoll
verwundete Menschen: Sie bluteten, brannten, Teile ihrer
Körper waren zerfetzt. Fast alle Opfer waren Zivilisten.
Leider wollen manche Leute diese Atombombenabwürfe bis heute
nicht als das sehen, was sie waren: Kriegsverbrechen. Der
Besitz von Nuklearwaffen macht eine Nation nicht groß,
sondern lässt sie zurückfallen auf die tiefste Stufe. Denn
diese Waffen sind kein notwendiges Übel, sie sind das Böse
schlechthin.“
„Moralische Appelle aus der tiefe des menschlichen
Gewissens“
Der Einsatz von Atomwaffen sei aufgrund ihrer enormen
Zerstörungskraft in jeder Hinsicht inakzeptabel, warnt auch
Francois Bugnion. Er gehört zum Internationalen Komitee des
Roten Kreuzes das seit Jahren eine Partnerorganisation von
ICAN ist:
„1945 war der Leiter unserer Delegation in Tokio einer der
ersten ausländischen Zeugen der Katastrophe in Hiroshima. Er
alarmierte unsere Zentrale in der Schweiz mit einem
Telegramm: „Der Zustand ist entsetzlich, die Stadt ist
ausgelöscht, Massen von Menschen sterben, Hunderttausende
sind schwer verwundet.“ Er organisierte erste Hilfsaktionen
für die Opfer. Einen Monat später forderte das
Internationale Rote Kreuz eine weltweite Vereinbarung, die
den Einsatz dieser neuen Waffen verbietet.“
Trotzdem lagern heute nach offiziellen Angaben in aller Welt
noch circa 15.000 Atomwaffen.
Mehr als 90 Prozent gehören zu fast gleichen Teilen den
Großmächten USA und Russland. Etwa 1000 weitere
Nuklearwaffen verteilen sich nach Schätzungen auf sieben
andere Staaten: China, England, Frankreich, Indien, Israel,
Pakistan sowie Nordkorea.
Die Sprengkraft der meisten dieser Waffen übersteigt das
Potenzial der Atombomben von 1945 um ein Vielfaches. Aus
humanitärer Sicht sei das absolut unverantwortlich, mahnt
Francois Bugnion:
„Das Rote Kreuz hat in Hiroshima gelernt, dass es den Opfern
nach dem Einsatz einer Atombombe keine wirkliche Hilfe
bieten kann, ohne die Helfer extrem zu gefährden. Eine
Atomexplosion verursacht für die Menschen und für die Umwelt
Jahrzehnte lang anhaltende Schäden aufgrund der radioaktiven
Strahlung, die von ihr ausgeht. Die Folgen reichen weit über
die Grenze eines Landes hinaus. Wir kamen daher zu dem
Schluss: Man muss verhindern, dass Nuklearwaffen je wieder
zum Einsatz kommen: aus humanitären, moralischen und
rechtlichen Gründen.“
Die Atombombenabwürfe über Japan erzwangen 1945 die
Kapitulation des Landes und das Ende des Pazifischen Kriegs.
Doch um welchen Preis?
Die Japaner überwanden das Trauma nur schrittweise. Dank des
Engagements japanischer Buddhisten entstand 1970 die
„Weltkonferenz der Religionen für den Frieden“ – „Religions
for Peace“. Zu ihr gehören heute führende Religionsvertreter
rund um den Globus: Buddhisten und Christen, Hindus und
Juden, Muslime und viele andere.
Die Weltkonferenz bildet eine der größten interreligiösen
Dialog-Plattformen und ist ein aktives Mitglied von ICAN.
Der internationale Generalsekretär von „Religions for Peace“,
William Vendley, unterstützt den neuen
Anti-Atomwaffen-Vertrag nachdrücklich:
„Dieser moralische Appell gegen den Besitz von Atomwaffen
kommt aus der Tiefe des menschlichen Gewissens.
Nuklearwaffen sind Massenvernichtungswaffen, die keinen
Unterschied zwischen ihren Opfern machen. Sie sind damit
ihrem Wesen nach das Böse. Der neue Vertrag zur Ächtung
dieser Waffen schafft eine deutliche Norm, die besagt: Der
Einsatz von Atomwaffen, ihr Besitz oder die Drohung mit
ihnen sind moralisch absolut unverantwortlich und nach
internationalem Recht illegal.“
„Religions for Peace“ bekräftigt, dass führende Vertreter
aller Weltreligionen dieser Verurteilung von Nuklearwaffen
zustimmen. So erklärt etwa der muslimische Rechtsgelehrte
und Professor Ahmet Beheshti aus der iranischen
Universitätsstadt Qom:
„Die Herstellung und der Einsatz von
Massenvernichtungswaffen sind Unrecht. Solche Waffen töten
Unschuldige und die Natur. Alle wissen, was in Hiroshima
geschehen ist. Chemische Waffen oder Atomwaffen zu erzeugen,
ist deshalb aus der Sicht des Islam eine schwere Sünde und
verboten.“
Die Kirchen positionieren sich eindeutig
Der Weltkirchenrat in Genf, der ein breites Spektrum
evangelischer und orthodoxer Kirchen vertritt, beschloss
schon vor Jahren ökumenisch einvernehmlich, gegen
Nuklearwaffen vorzugehen. Auch er gehört heute zu ICAN.
Generalsekretär Olav Fykse Tveit, betonte im Januar 2018
gegenüber dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
„Leider gab es früher immer wieder Christen und
Kirchenvertreter, die den Aufbau nuklearer Arsenale
unterstützt haben – einige schweigend, andere ausdrücklich.
Man erhoffte sich von der nuklearen Abschreckung Schutz.
Doch zu einer wirkungsvollen Abschreckung gehört letztlich
die Bereitschaft, die Nuklearwaffen im Ernstfall auch
einzusetzen. Und genau das ist der entscheidende Punkt. Hier
müssen wir heute sagen: Den Einsatz auch nur einer einzigen
Atomwaffe in Betracht zu ziehen, ist mit einem christlichen
Verantwortungsbewusstsein unvereinbar.“
Diese Haltung entspreche ganz der Position der katholischen
Kirche, versichert Bischof Silvano Tomasi. Er vertrat den
Vatikan bis 2017 bei der UNO und förderte den neuen
Anti-Atomwaffen-Vertrag von Anfang an.
„In der kirchlichen Soziallehre gibt es seit langem eine
deutliche Position: Schon zur Zeit der Entwicklung der
ersten Atombomben sagte Papst Pius XII, dass solche Waffen
der Massenvernichtung ethisch nicht vertretbar sind.
Johannes XXIII hat diese Linie fortgesetzt. 1963 betonte er
nach der Kuba-Krise in der Enzyklika ‚Pacem in terris‘,
‚Friede auf Erden‘, dass wir dringend für die Abschaffung
aller Nuklear-Waffen eintreten müssen.“
Papst Franziskus steht in dieser Tradition. Ende 2017
bekräftigte er gegenüber den Teilnehmern einer
internationalen Nuklear-Konferenz im Vatikan:
„Wir müssen uns klar machen, dass die Konsequenzen des
Einsatzes von Nuklearwaffen für die Menschheit und die
Umwelt katastrophal wären. Zudem besteht die Gefahr, dass
eine dieser Waffen durch einen Irrtum oder Fehler
explodiert. Die Existenz von Nuklearwaffen ist die Folge
einer Logik der Angst und gefährdet nicht nur die jeweiligen
Konfliktparteien, sondern die gesamte Menschheit. Der
Einsatz solcher Waffen ist daher ebenso entschieden zu
verurteilen, wie die Drohung mit ihnen und ihr Besitz.“
„Schon die bloße Existenz von Atomwaffen birgt
Risiken“
So überzeugend die Argumente gegen Nuklearwaffen sind, so
apokalyptisch das Szenarium ist, das ihr Einsatz auslöst:
Die Zahl der Staaten, die solche Waffen besitzen, wächst.
Und nicht nur das: Die Atomwaffen-Staaten, – allen voran die
USA und Russland –, treiben das atomare Wettrüsten heute neu
voran und investieren mehrstellige Milliardenbeträge in die
Modernisierung und Erweiterung ihrer Nuklearwaffen-Arsenale.
Nur knapp ein Prozent des Geldes, das weltweit in
Militäretats gehe, stehe für Entwicklungshilfe und
humanitäre Projekte zur Verfügung, beanstandet der
Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Heinrich Bedford-Strohm:
„Wenn man sich vorstellt, wie viel Mal die Welt vernichtet
werden kann, mit dem jetzt immer noch vorhandene Bestand von
Atomwaffen, dann kann man eigentlich schnell sehen, dass das
nicht zu rechtfertigen ist, auch von der Verteilung der
Mittel her, dass man Geld in solche Todeswaffen steckt, das
dringend für die Verbesserung des Lebens der Menschen,
insbesondere der Schwächsten gebraucht würde.“
Die Atomwaffen-Staaten pochen dagegen auf die Notwendigkeit,
mit diesen Waffen ihre „nationale Sicherheit“ verteidigen zu
müssen. Alle NATO-Mitgliedsstaaten folgen der Argumentation.
Es sei höchste Zeit, kritisch zurückzufragen, meint der
Ethiker Bedford-Strohm:
„Zum Beispiel ist eine der Fragen, dass auch der Ersteinsatz
von Atomwaffen ja noch nicht einmal ganz klar ausgeschlossen
wird. In den jetzigen NATO-Konzepten ist das jedenfalls so
nicht klar gesagt. Und da gibt es aus meiner Sicht wirklich
keinen denkbaren Fall, wo so etwas gerechtfertigt werden
kann. Und das zweite ist, dass natürlich schon die bloße
Existenz von Nuklearwaffen Risiken birgt. Wir haben ja schon
erlebt, dass es mehrfach Fälle gab, wo die Welt knapp an
einem Atomkrieg vorbei geschrammt ist, weil
Sicherungsmechanismen versagen, Fehlalarme ausgelöst
werden.“
Nach der Kuba-Krise hatten in den 60er-Jahren die meisten
Regierungen im sogenannten „Atomwaffensperrvertrag“ einer
Selbstverpflichtung zur Abrüstung zugestimmt, sie aber
keineswegs immer umgesetzt.
Ethik und Norm als Prämissen für eine Abrüstung
Der neue Anti-Atomwaffenvertrag, der jetzt bei der UNO
ausliegt, werde der alten Vereinbarung neuen Schwung geben,
hofft der Botschafter Österreichs bei den Vereinten
Nationen, Thomas Hajnosci. Sobald ihn 50 Länder
unterzeichnet und ratifiziert haben, tritt er in Kraft. 50
Unterschriften liegen bereits vor. Der Prozess ist im Gang.
„Der Vertrag baut sehr stark auf dem Atomwaffensperrvertrag
auf, und wir haben sehr darauf geachtet, dass er total damit
vereinbar ist, weil er ja eigentlich nur eine Durchführung
des Artikel Sechs vom Atomwaffensperrvertrag ist, wo es um
die nukleare Abrüstung geht. Es war immer klar: Wir brauchen
eine Norm, die Nuklearwaffen verbietet, um eine Welt ohne
Nuklearwaffen zu erreichen.“
Eine solche Norm sei aber nur dann wirkungsvoll, wenn sie
für alle Staaten gleichermaßen gilt, betont der langjährige
Leiter der internationalen Atomenergiebehörde, Muhammad El
Baradei. An diesem entscheidenden Punkt bedürfe der alte
Atomwaffensperrvertrag dringend der jetzigen Ergänzung:
„Bisher ist einigen Staaten der Besitz von Atomwaffen
gestattet und anderen nicht. Das ist absurd. Es ist nur eine
Frage der Zeit, wann beispielsweise Terroristen sich eine
Atombombe verschaffen und sie einsetzen werden? Der einzige
Weg, solche Risiken zu beseitigen, ist, die Nuklearwaffen zu
beseitigen.“
Die Hoffnung auf den neuen Anti-Atomwaffen-Vertrag ist groß.
Fest steht aber: Alle neun Länder, die heute offiziell im
Besitz von Nuklearwaffen sind, boykottieren ihn bisher
geschlossen, so auch alle NATO-Mitgliedsstaaten. Zu ihnen
gehört Deutschland. Friedensnobelpreisträger Muhammad El
Baradei zeigt sich daher besorgt:
„Wenn wir so weiter machen wie bisher, wandern wir mit
geschlossenen Augen in die Apokalypse. Meiner Ansicht nach
ist die negative Reaktion der Atomwaffen-Staaten und ihrer
Verbündeten arrogant und nicht überzeugend. Man sollte von
ihnen zumindest seriöse Verhandlungen erwarten, mit dem Ziel
durch ausgewogene und vorsichtige Maßnahmen, die Zahl der
Nuklearwaffen zu reduzieren, nicht diese negative Reaktion
und Blockade. Wir können nur hoffen, dass diese Staaten sich
nach und nach eines Besseren besinnen.“
Die internationale Gemeinschaft müsse dringend wieder eine
gemeinsame ethische Basis finden, mahnt Izumi Nakamitsu. Sie
hat als „Hohe Beauftragte für Abrüstungsfragen“ seitens der
Vereinten Nationen die Verhandlungen zu dem neuen Vertrag
begleitet:
„Ein nuklearer Konflikt ist heute mehr als eine abstrakte
Idee. Die Zahl der Kriege nimmt zu. Es ist für die
Menschheit lebensnotwendig, sich auf Normen zu verständigen,
die solche Konflikte begrenzen. Der neue Vertrag gegen
Nuklearwaffen ist wohl der wichtigste Vertrag, der in den
letzten 70 Jahren verhandelt wurde. Denn der Einsatz dieser
Waffen hätte für die Menschheit existenzielle Folgen. Die
Normen, die der Vertrag setzt, sollten daher von so vielen
Staaten wie möglich umgesetzt werden.“
„Man muss Prozesse in Gang setzen, die zu einer
Abrüstungsspirale führen“
Heinrich Bedford-Strohm appelliert an Deutschland, mit gutem
Beispiel vorangehen. Denn auch auf deutschem Boden, so der
Ethiker, lagern Nuklearwaffen:
„Es ist wichtig, dass wir uns klar werden darüber, dass auch
Deutschland beteiligt ist an der Drohung mit Atomwaffen, und
deswegen mitverantwortlich ist, dass Atomwaffen abgebaut
werden. Kein Mensch sagt, dass man von heute auf morgen
diese Waffen einfach wegwerfen kann. Man muss Prozesse in
Gang setzen, die zu einer Abrüstungsspirale führen.“
Das Thema dürfe nicht länger verdrängt werden, betont
Nobelpreisträgerin Beatrice Fihn. Der neue Vertrag leistet
dazu einen entscheidenden Beitrag. Vor allem aber stellt er
Nuklearwaffen rechtlich auf dasselbe Niveau wie chemische
oder biologische Waffen, die von der internationalen
Gemeinschaft bereits erfolgreich geächtet wurden.
„Keine Nation brüstet sich heute noch damit, Chemiewaffen zu
besitzen. Keine Nation behauptet, dass es akzeptabel sei,
Nervengas einzusetzen. Wir verdanken das dem Umstand, dass
internationale Normen festgelegt wurden, die ein neues
Bewusstsein schufen. Nun gibt es endlich eine vergleichbare
ethische Norm gegen Atomwaffen. Und mit jeder weiteren
Unterschrift unter dem Vertrag, gewinnt sie an Gewicht.“